Gefälschtes Nummernschild

Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal die gute, alte, ungelenke, langweilige DIN-Schrift vermissen würde. Seit Jahrzehnten stelle ich mir vor, wie toll das Leitsystem der deutschen Straßen aussehen würde mit einer besseren Schrift.
Als ich vor 22 Jahren mein Auto zuließ, gab es nur die klassischen alten DIN-Nummernschilder. Seit Anfang des Jahres ist mein NSU nun offiziell ein Oldtimer, weil 1977 das erste Mal zugelassen.
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Die offizielle Schrift für unsere Nummernschildern ist inzwischen die FE-Mittelschrift, wobei FE für Fälschungs-Erschwert steht. Jedes Zeichen ist so gestaltet, dass es nicht einfach aus einem anderen abgeleitet werden kann. Autodiebe, Terroristen und Verkehrssünder hatten die geometrische Konstruktion der DIN offensichtlich für sich ausgenutzt, indem sie mit schwarzem Klebeband oder weißer Farbe ein E in ein F verwandelten oder aus einer 8 eine 3 machten und dergleichen mehr.

FeDin.gif

Karlgeorg Hoefer hat sein Arbeit gut gemacht: alle Zeichen der FE-Schrift sind so eigen, dass es keine formale Ähnlichkeit zwischen ihnen mehr gibt. Leider ist aber diese Ähnlichkeit eine Voraussetzung für das, was wir als Schrift erkennen. Ohne formale Verwandtschaft ist es eine Ansammlung an Zeichen. Zwar kann niemand mehr aus einem dieser Zeichen ein anderes ableiten, aber dafür sehen alle Zeichen so gefälscht aus, dass keine Polizist erkennen dürfte, wenn jemand ein ganz anderes einsetzen würde.

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Gut, dass die genannten Tätergruppen offensichtlich nicht über genügend typografischen Sachverstand verfügen um sich selber eigene Zeichen für die Nummernschilder zu basteln.

8 comments

  1. Den namen der niederländischen schrift kenne ich nicht, aber sie wurde eigens für den zweck gemacht und vor ein paar jahren noch etwas geändert wg fälschungserschwernis.

  2. Wie heisst eigentlich die Kennzeichenschrift, die in den Niederlanden verwendet wird?
    PS: schöner RO80!;-)

  3. Soviel ich weiß, ist Fälschungssicherheit nicht eine der Ursachen für die ungelenke FE Mittelschrift. Geplant war auch eine Lösung, Kennzeichen von Kameras oder gar – Polizeiträume – von Sateliten erfassen zu können. Zum damaligen Entwicklungszeitpunkt war die Technik noch so blind, dass man ihr mit eindeutig zuordbaren Lettern helfen musste. Zweifellos liegt dieser Plan noch auf Schäuble Nachtschränkchen…
    Nett ist aber auch, dass die gelernte und merkfähige Deutschautoschrift eine wunderbare Vorlage sein kann: http://www.fountain.nu/catalogue/sauerkrauto.asp

  4. erik spiekermann

    …aber das gilt ja wohl dann für jede geprägte schrift? Aber von weitem (und im fahren) erkennt man nicht ohne weiteres ob da nur ein wenig klebeband drauf ist. Nur die automatischen scanner und kameras lassen sich nicht täuschen. Und für die wurde das ja wohl gemacht…

  5. aber dafür sehen alle Zeichen so gefälscht aus, dass keine Polizist erkennen dürfte, wenn jemand ein ganz anderes einsetzen würde.

    Um eigene Zeichen auf ein Nummernschild zu bekommen, bräuchte man immerhin eine Blechpresse und Nummernschildrohlinge. Insofern erfüllt die Schrift ihren Zweck, Manipulationen zu verhinden, ganz gut.

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